Geschichte der Via Regia

Unser Verein lädt Sie ein, deutsche Geschichte anhand einer Strasse zu erforschen. In der Zeit der Völkerwanderung verlassen germanische Stämme ihr Siedlungsgebiet im mittel – und norddeutschen Raum und ziehen nach Westen und Süden. Die bekanntesten Stämme sind Vandalen, Ost- und Westgoten, Sillinger und Langobarden. Man vermutet, dass die Einfälle der Hunnen sie dazu bewegten, sich eine neue Heimat zu suchen. Das Land blieb nicht unbesiedelt. Es zogen slawische Stämme z.T. aus dem Gebiet der heutigen Ukraine in diesen Raum.

Mit der Entwicklung des Handwerks und der Arbeitsteilung bekam der Handel eine ganz andere Bedeutung. Es entstanden Städte, in denen Zünfte ihrem Handwerk nachgingen. Regionen spezialisierten sich in der Herstellung von Erzeugnissen und waren in der Lage ihre Produkte überregional zu vermarkten. In der Oberlausitz war das z. B. die Herstellung von Tuchen. Den Verkauf übernahmen Kaufleute. Dazu waren Transportwege nötig. Im Ostseeraum erfolgte der Transport per Schiff über die See. Hier blühte der Handel unter der Hanse, des bedeutendsten Zusammenschlusses von Kaufleuten in der deutschen Geschichte. Auch im Donauraum war Warentransport in West-Ostrichtung per Schiff auf dem Fluss möglich.

Im mittel- und norddeutschen Raum flossen die schiffbaren Ströme wie Oder, Elbe, Weser und Rhein vom Süden nach dem Norden. Warentransporte in Ost-Westrichtung waren nur auf dem Landweg zu bewerkstelligen, man war auf Straßen angewiesen. Die wichtigste Ost-West-Strasse war die Via Regia oder Hohe Strasse. Sie verband Osteuropa mit Zentral- und Westeuropa. Sie hieß Via Regia, Strasse des Königs, weil sie unter dem Schutz des Landesherren stand.

Auf dieser Strasse waren aber nicht nur Kaufleute unterwegs. Pilger nutzten sie, um nach Aachen zu pilgern oder in Santiago de Compostela am Grab des heiligen Jakobus zu beten. Vom hohen Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert war die Via Regia auch Heerstrasse für die verschiedensten Heerführer. Ritterheere, Hussitenhaufen oder Napoleons Truppen und die seiner Gegner waren auf ihr unterwegs. Die Kriege des 20. Jahrhunderts benutzten diesen Weg.

Kaufleute gründeten Handelsniederlassungen meist an Flussübergängen aus denen später Städte entstanden. Diese neu gegründeten Städte waren das Ziel vieler Handwerker aus Friesland, Franken und Thüringen. Landwirte folgten ihrem Beispiel und brachten fortschrittliche Methoden der Feldbewirtschaftung in ihre neue Heimat mit. Sie alle zogen fort, weil sie in den Gebieten östlich der Elbe mit ihrem Wissen und ihren Fertigkeiten hochwillkommen waren und sich in der alten Heimat die Bedingungen verschlechterten.

Die polnischen Piasten in Schlesien riefen deutsche Siedler in ihr Land. Es war die Zeit der Ostexpansion, die nicht nur mit dem Schwert sondern auch friedlich vonstatten ging. Ein besonderes Phänomen war, dass die Besiedlung Schlesiens schneller fortschritt als die der Oberlausitz. Der Franziskanerorden, der im 13. Jahrhundert in der Oberlausitz Klöster gründete, kam bereits aus Goldberg in Schlesien und nicht z. B. aus Erfurt. Kaufleute, Pilger, Handwerker, Landwirte, Militärs und Ordensleute sehen wir die Strasse ziehen.

Die Via Regia war nicht nur die Strasse von Handel und Wandel sondern sie war eine Magistrale des Kulturaustausches und der Kommunikation. Neuigkeiten und Nachrichten wurden per Boten, per Kutsche, oder zu Fuß überbracht. Heute nutzen wir moderne Medien und Telekommunikation. Aber die Richtung von Ost nach West und umgekehrt ist geblieben. Unser Verein VIA REGIA Begegnungsraum Landesverband Sachsen e.V. möchte mit dieser Präsentation informieren und auf Besonderheiten entlang der Via Regia im Freistaat Sachsen aufmerksam machen. Wir streben Kommunikation und Kulturaustausch mit den Nachbarn entlang der Via Regia an. Grundlage dafür ist die Information über den Verlauf der Strasse in Sachsen und später vielleicht in ganz Europa.

Gottfried Semmling